Hanna Steinmüller (MdB, Bündnis90/Grüne), Schriftführerin im Bundestagsausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen war heute zu Gast in der Kumi*13, um sich über das Mietshäuser Syndikat zu informieren und sich abseits ihres Wahlbezirks Mitte in Schöneberg gelungene Projekte anzuschauen, welche auf alternativen Wegen sozialen Wohnraum schaffen. Wir hatten eine gute Stunde Zeit um ins Gespräch zu kommen: bei einem kleinen Rundgang durch Haus, Halle und Hof und einem anschließenden Kaffee und Kuchen im herbstlich sonnigen Gemeinschaftshof haben wir erzählt, was das Syndikat ausmacht und die neugierigen Fragen von Hanna Steinmüller beantwortet.
Wir sind auf die drei wesentlichen Säulen eingegangen, die das Mietshäuser Syndikat stützen:
Gemeineigentum
Solidarität
Selbstverwaltung
Dabei haben wir erzählt vom solidarischen Finanzierungskonzept älterer Hausprojekte gegenüber neuen Hausprojekten, von unseren Erfahrungen mit Banken, mit Stiftungen, die Boden dauerhaft dem Markt entziehen, von Erfahrungen der Selbstverwaltung, der Höhe unserer Mieten und solidarischem Ausgleich innerhalb der Gruppe.
Und wir haben angesprochen, welche Hürden es für neue Projekte in Berlin aus unserer Sicht gibt:
Kaufpreise in der Innenstadt Berlin steigen so stark, dass es kaum mehr Möglichkeiten gibt, Projekte wie unseres in Innenstadtlage zu realisieren mit sozialen Mieten; die neuen Syndikatsgruppen orientieren sich zunehmend an den Rand der Stadt und ins Umland.
Wenn Bestandshäuser verkauft werden mit einer bestehenden Mieterschaft, ist der kurze Zeitrahmen, in dem die Mieter*innen eventuell die Chance hätten, selbst ein Syndikatsprojekt zu gründen oft sehr klein und es ist eine große Herausforderung für unterschiedliche Bestandsmieter:innen von 0 auf 100 ein Syndikatsprojekt zu starten, zu einer Gemeinschaft zusammen zu wachsen, die entscheidungsfähig ist und die Zeit investiert, die so ein Projekt am Anfang braucht; oft erfahren Mieter:innen auch zu spät, dass ihr Haus verkauft wird oder es erscheint wie oben beschrieben auch schlicht nicht finanzierbar.
Und wir haben über unsere Halle und Tiefgarage gesprochen, die noch eine weitere Entwicklung benötigen und für die wir noch auf der Suche nach den richtigen Partnern in der Stadt sind um auch dieses wunderschöne Fleckchen Berlin dauerhaft zu sichern und sozial und kulturellen Nutzungen zuzuführen, die unseren Kiez und unsere Nachbarschaft Berlin bereichern.
Danke für Euren Besuch, Hanna Steinmüller und Team! Wir freuen uns immer, wenn wir den Gedanken den Mietshäuser Syndikats weitertragen und anhand der Kumi*13 exemplarisch vorführen können!
Jetzt sind wir endlich alle drin! Jede Wohnung ist belebt, beschlafen und geölt. Alle Türen eingehängt, Treppen führen zu den Hochebenen, die Gemeinschaftsküche ist eingerichtet. Wir sind zwar erschöpft, aber glücklich. Jetzt beginnt das gemeinsame Leben im Haus. Wir schicken ein großes Danke an alle unsere Unterstützer*innen, ihr habt mit eurem Interesse und Zuspruch, durch eure finanzielle und ideelle Unterstützung die Grundlage und Operationsbasis für dieses Haus geschaffen:
Am 1. Mai hatte unser Hausverein 5jährigen Geburtstag. Als wir vor 5 Jahren den Kumi*13 e.V. gründeten, wussten wir nicht, ob es mit dem Hauskauf überhaupt klappen würde und ob wir zueinander passen würden.
Trotz der fünf langen Jahre Baustelle, dem Umbau von einem denkmalgeschützten Haus mitten in der Pandemie, haben wir uns zusammengefunden, alle sind dabeigeblieben und vier neue Babys sind hinzugekommen. Gemeinsam haben wir in den 1. Mai getanzt. Für ein großes öffentliches Fest mit allen Unterstützer*innen hatten wir nicht genügend Kraft und Elan, aber auch das kommt ganz bestimmt. Versprochen.
Der letzte Newsletter ist schon lange her, über manches haben wir in unserem Blog berichtet, hier nochmal eine kleine Chronologie der letzten drei Jahre:
Frühling 2021: Fertigstellung des Erdgeschosses und Einzug des Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark als Zwischennutzung für 3-5 Jahre Link Blog
Die Plena finden im Hof unter freiem Himmel statt. Zwei verkümmerte Ginkgos setzen wir um.
1.Mai 2021: Wir gründen den gemeinnützigen Verein A.U.T.O. e.V. Link Blog
Mai 2021: Die Neuplanung in enger Abstimmung mit Denkmalamt und Milieuschutz ist erfolgt. Eine deutliche Baukostensteigerung aufgrund von unvorhersehbaren, aber notwendigen Sanierungsmaßnahmen und Auflagen der Ämter. Nun geht die Baustelle endlich mit allen Gewerken weiter. Um die Baukostensteigerung zu finanzieren, starten wir eine neue Direktkredit-Kampagne Link Blog
Wir bauen von oben nach unten. Wir beginnen mit der maroden Dachterrasse, die zu einer Wohnung mit Altmieter*innen gehört. Den Abriss übernehmen wir selber. In der Halle spielen wir Kicker.
Juni 2021: Wir beschließen, unsere Gruppe in Zusammenarbeit mit Xenion – Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V. und ihrem Projekt Wohnraum für Geflüchtete zu erweitern. (https://www.xenion.org). Es ziehen Familien mit Babys und Teenagern und Einzelpersonen aus Afghanistan und Guinea Bissau und Gambia ein. Link Blog
Juli 2021: Da der Umbau länger dauert als gedacht, wohnen einige aus der Gruppe provisorisch zusammen in einer Wohnung im 1.OG ohne Heizung (auch viel länger als gedacht).
September 2021: Wir beteiligen uns beim jährlichen Tag des offenen Denkmals, machen Führungen durchs Haus und öffnen unsere Schilderwerkstatt mit schablonierten Sprüchen: „Erst kommt das Bauen, dann kommt die Moral!“ oder „Legt euer Geld in Enteignung an“. Unser Haus beflaggen wir lilagelb im Zeichen der Kampagne „Deutsche Wohnen enteignen!“. Link Blog
September 2021: Wir machen mit bteim Kiezspaziergang “Das andere Schöneberg” Link Blog
Vortrag über die Kumi*13 und das Mietshäuser Syndikat beim Ratschlag: „Wie weiter mit der Berliner Mieter:innen-Bewegung?“ Link Blog
Wir streichen die Fassade. Wir bauen weiter. Die Ginkgos wachsen wieder. Wir wohnen weiterhin vorläufig, provisorisch, interimistisch, einstweilig. Wir machen immer wieder Baubegehungen mit der Architektin. Wir fahren häufig zur BSR.
Das Umzugskarussell dreht sich weiter: einzelne ziehen vom dritten in den zweiten Stock und dann ins 4.OG, aber auch dort sind die Wohnungen noch nicht fertig. Jetzt gibt’s auch ein Klappbett auf der Baustelle: Einer schläft mitten drin zwischen Trockenbauern und Bodenlegern.
Sommer 2022: Schulwechselplanungen machen weitere provisorische Umzüge nötig – hüa Pferdchen, das Umzugskarussell dreht sich schneller und schneller.
Oktober 2022: Die erste Wohnung ist fertig und wird bezogen! Doch bald schon tun sich Probleme nicht nur mit der Dusche auf. „Fertig“ scheint auch diese Wohnung nicht zu sein.
Ende 2022: Erste Wohnungen werden nun wirklich fertig und auch dauerhaft bezogen.
Dezember 2022: eine erste kleine Weihnachtsfeier in der Kumi*13
Wir tragen die Ginkgos zum Überwintern in die Halle. Feuer in den Nächten. Die Baucontainer vorm Haus werden mehrfach in Brand gesetzt. Niemand wird verletzt.
April 2023: Kumi-Plenum mit offizieller Aufnahme in den Kumi*13 e.V. Link Blog
Juni 2023: Kiosk of Solidarity macht Halt vor unserem Haus. Wir beteiligen uns am Netzwerk Transforming Solidarities. Link Blog
Die Ginkgos stehen im Hof und sind gut beieinander.
August 2023: Wir schließen erste Waschmaschinen im Waschsalon an.
September 2023: Tag des offenen Denkmals: Unsere Treppenhausausstellung „Denkmalschutz von unten“ dokumentiert unsere Umbauten. Link Blog
Unsere Gemeinschaftsräume im 1.OG sind fertig gestellt. Unser monatliches Plenum findet erstmals hier statt.
18. Oktober 2023: uuuund STOP. Endlich dreht sich das Karussell nicht mehr, absitzen. Alle sind eingezogen!
Im Herbst werfen die Ginkgos ihre Blätter ab. So ein Baum kann 1000 Jahre alt werden.
Apropos 1000.
Mit der großen finanziellen Hilfe unserer 144 DK-Geber*innen haben wir das Kumi*13 Haus umgebaut und gegründet. Ab jetzt müssen wir diese erhaltene Unterstützung an DKs, die unseren Eigenanteil am Bankkredit abdeckt, konstant halten. Wir werden also in den kommenden Jahren kontinuierlich DKs in der Höhe einwerben müssen, wie sie von den bisherigen DK-Geber:innen wieder zurückgenommen werden. Das ist der Dauerlauf den alle Syndikatshäuser machen müssen, – bis das Haus abbezahlt ist.
Wir haben jetzt eine neue Kampagne gestartet LASST UNS 1000 WERDEN und verschicken und verteilen derzeit aktiv Flyer und Postkarten, auch in der Nachbarschaft, auf dem Wochenmarkt und bei Veranstaltungen. Link Blog Bitte erzählt es weiter und versendet die Informationen: Download Flyer. Auf der Startseite unserer Webseite findet ihr den ersten Trailer mit fast allen Hausbewohner*innen: www.kumi13.org und Download Trailer. Wir hoffen, euch gefällt die Kampagne, bitte gebt uns gerne auch kritische Rückmeldungen. Die neue Gruppenbilder-Kampagne entstand in Zusammenarbeit von Benjamin Krieg (Kamera), Hannah Hurtzig (Motiv) und Laura Bertelt (Grafik).
Hier noch ein ausführlicher Schöneberger Kiezartikel über die KUMI*13: Link Blog
Unsere Gemeinschaftsräume können von politisch aktiven Gruppierungen, oder Kolleg*innen aus dem Syndikat umsonst genutzt werden. Wir vermieten die Räume aber auch, falls ihr Interesse habt oder jemand kennt, meldet euch bitte. Im März war das Projekt Alterswerk in unseren Räume und hat viele tolle Gäste mitgebracht: Link Blog
Aktionen heute, demnächst und in der Ferne
1.Juni 14 Uhr, Potsdamer Platz: Demonstration gegen Mietenwahnsinn, Verdrängung und Wohnungsnot: Wir sind dabei und gehen für eine bessere Wohnungspolitik und gegen Spekulation mit Wohnraum auf die Straße! Link Blog
14. Juli: Dance Gathering der Kumi*13 Bewohnerin und Choreografin Alice Chauchat auf dem Radical Playground vor dem Gropius Bau: Link Webseite
7./8. September: Tag des offenen Denkmals, – mit Erzählungen zur Geschichte des Ortes und Führungen durchs Haus, eingerichtet von Yves Mettler, Hanna Lenz und Susanne Kahl.