Kumi*Kinder

Seitdem unsere Tochter 2009 auf die Welt gekommen war, träumte ich von Gemeinschaft mit anderen Eltern und Kindern um sich die Arbeit zu teilen und gemeinsam schöne Momente unter Erwachsenen zu schaffen während die Kinder spielen. Als wir die Kumi gründeten, war unser zweites Kind 4,5 Jahre alt und ich war noch mitten drin im Leben mit Kleinkindern. Seitdem haben sich meine Bedürfnisse geändert, weil meine Kinder größer werden, sie Spielplatz und Buddelkasten nicht mehr so spannend finden oder sie alleine zum Sport gehen. Lohnarbeit, Hobbies und die Arbeit in der Kumi wollen außerdem alle unter einen Hut gebracht werden. Das romantische Bild, wir würden also andauernd die Kinder hin und her bringen und gemeinsam kochen, hat sich bisher nur als Wunsch formuliert. Und doch entsteht etwas und darum schreibe ich diesen Beitrag. Seit dem Sommer gab es bereits einige Momente, wo sich mir gezeigt hat, dass es schön ist in einem Haus zu wohnen, wo sich die Kinder langsam kennenlernen.

Dazu meine drei kleinen Höhepunkte:

Nachdem wir unsere Kisten und Möbel aus dem 3. Stock in die fertige Wohnung im 1.OG geschleppt hatten, begannen wir mit Kisten auspacken. Habibata, die nun mit ihrem kleinen Baby Tür an Tür mit uns wohnt, hatte morgens einen Onlinekurs, sodass ich anbot auf ihr Baby Binta aufzupassen. Sie ließ mich auf ihre kleine Binta aufpassen und ich freute mich über Habibatas Vertrauen zu mir.  Meine Kinder Anna und Bob sprangen herum und spielten zwischen Kisten und Stapeln, beschauten ab und an die kleine Binta. Ich nahm sie in eine Trage auf den Bauch und so räumte ich weiter und kochte und putzte. Wenn Räumen und Baby nicht vereinbar waren, bat ich meine Kinder auf Binta aufzupassen und sie zu bespaßen oder sie zu füttern. Es war ein sehr schönes Gefühl so einen kleinen Menschen in die Familie aufnehmen zu können: das gemeinsame Kümmern verband mich zugleich mit meinen Kindern, weil wir uns das Aufpassen auf Binta zur gemeinsamen Aufgabe machten. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, die eher nervige Arbeit des Auspackens und den individuellen Einzug mit etwas Schönem und Gemeinschaftlichem zu verbinden.

Während dieser Tage im Haus, wo Simon und ich ununterbrochen rumräumten, Binta nicht da war und auch sonst wenig passiere, war Bob immer wieder langweilig. An einem heißen Tag war seine Schwester mit Freundinnen unterwegs und er wollte so gerne schwimmen gehen. Ich schlug ihm vor, die große 13-jährige Olivia zu fragen, die zwar eine gute Familienfreundin war, aber eben viel älter als er. Überraschend willigte sie ein und die beiden gingen zu zweit ins Freibad. Ich war überrascht und sehr glücklich, dass Olivia Freude daran hatte mit dem kleinen Bob etwas zu unternehmen. So konnten wir uns weiter den Kisten widmen.

Und dann gab es da noch den Nachmittag im September, an dem ich mit Bob und dem 5 Jahre jüngeren Anton loszog nach draußen. Hanna und ich hatten uns mit der Kinderbetreuung aufgeteilt um im Haus werkeln zu können. Nach einer Weile im Park kam Bob zu mir und sagte: Du, Mama, Anton ist mein kleiner Bruder. Und sie spielten stundenlang auf dem Spielplatz zusammen. Als großer Bruder kümmerte er sich nun darum, welches Eis Anton wollte und bestellte es ihm, er rutschte mit ihm auf der Rutsche solange bis Anton sich alleine traute. Die Zeit von Buddelkasten und Spielplatz war wieder sehr nah.

Und gestern als der Schnee über Europa geflogen kam und auch bei uns das Haus und den Hof in dickes Weiß tauchte, kam Bob überglücklich und motiviert aus der Schule. Es war schon nach 16 Uhr, es dämmerte bereits stark und er war überzeugt nun noch zwei Freunde treffen zu können und bei uns im Hof mit dem Schnee zu spielen. Doch leider ist es hier in der Stadt nicht so, dass die Kinder so nah aneinander wohnen, dass sie mal eben selbstständig rüber laufen und sich besuchen, oft wohnen die guten Freunde weiter weg oder alle sind sehr beschäftigt mit Hobbies und Verabredungen. Ich versuchte also seine Freude zu unterstützen und dennoch die Erwartung zu senken. Anrufe bei Freunden waren entsprechend erfolglos. Ich schlug ihm vor, Anuri zu fragen, die jedoch zwei Jahre älter ist als er, sodass es manchmal mit der Kommunikation nicht so passt. Doch auch sie war froh über den Schnee und dann bauten sie einen riesigen Schneemann im Dunkeln bis abends um sieben. Für die eisige Winterzeit war mit Olaf ein neuer Hausbewohner geschaffen.

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