Die Kumi*13 beteiligte sich im September bei dem Nachbarschaftsprojekt „Schöne Fläche Nord“ der Initiative „Kiez erFahren“: Die Initiative hatte 5 Parkplätze gemietet und die AnwohnerInnen zeigen dort Vorschläge, welche anderweitigen Nutzungen auf diesen 12 m2 großen Autostellfläche denkbar wären. Der Parkplatz in der Zietenstraße/Ecke Bülowstraße wurde von der Kumi*13 umgenutzt. Wir haben unsere neue Nachbarschaft zum „Klatschen“ eingeladen.
Aus unserer Einladung: „Wehende Wäsche in einer
Momentaufnahme. Ein Bild, das die Zeit einfriert, als der Wäschetag ein
Versammlungsort der Frauen war. Das klatschende Geräusch, das entsteht, wenn
der Schmutz aus den ausgelaugten Wäschestücken auf den Steinen herausgeschlagen
wurde, gab auch dem arbeitserleichternden Gerede, dem Schwatzen und
Lästern der Frauen seinen Namen. Der Klatsch ist eine unterschätzte Form
der Wissensvermittlung. Die Klatschenden spekulieren über soziale, politische
oder sexuelle Überschreitungen, man testet soziales Verhalten von sich und
anderen, man erfindet sich neu. Der Klatsch zirkuliert zwischen Leuten,
angeblich meist Frauen, er läuft unter dem Radar, Klatsch kann nicht
zensuriert werden. Versammeln wir uns zu nachbarschaftlichen Klatschtagen in
der Zietenstraße. Ein Hoch auf den Klatsch!“
An
drei Abenden saßen einige „Kumistas“ mit vorbeischauenden Nachbarn oder
zufälligen Passanten zusammen und haben über den Kiez als auch unser
Hausprojekt geplaudert.
Zum diesjährigen „Tag des Denkmals“ öffneten wir am 12. und 13. September den Innenhof, die Remise und Garage. Wir präsentierten die Ausstellung „Vom bürgerlichen Wohnhaus zum selbstverwalteten Hausprojekt“. Trotz corona-bedingtem Hygienekonzept haben circa 120 Menschen die Möglichkeit uns und unsere Immobilie zu besuchen wahrgenommen.
Wir
zeigten eine CHRONOLOGIE aller Eigentümer*innen und Bewohner*innen, mit Namen
und Berufen, seit 1877 bis heute, welche die Altmieterin Susanne Kahl aus
Telefon- und Adressbüchern zusammengetragen hat. Mit
FENSTERBILDERZWISCHENWELTEN präsentierten wir Pastellgemälde von Peter Klemke, der
sein Atelier in den 80er Jahren in der Kurmärkischen 13 hatte und wir stellten in
zahlreichen Gesprächen und dem Film „Das ist unser Haus!“ das SYNDIKATSMODELL vor.
Der Tag des offenen Denkmals wurde bundesweit koordiniert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und fand unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken” statt.
In unregelmäßigen Abständen möchten wir Euch über den Stand der Planungen und Ideen zum selbstverwalteten Haus in der Kurmärkischen Straße 13 informieren.
Was bisher geschah: Das Mehrparteienhaus Kurmärkische Straße 13 wurde im Oktober 2019 von uns gekauft, entprivatisiert und in Gemeineigentum verwandelt, der Wiederverkauf der Immobilie ist damit auf alle Zeiten ausgeschlossen. Möglich wurde dies durch eine sich blitzschnell organisierende Gruppe von Freund*innen und Kolleg*innen, die ihr anfängliches Dilettantentum in Bezug auf Immobilienankäufe (Abwendungsvereinbarung? Ertragserwartungsspekulation? Milieuschutzsatzungen? etc.) durch kollektive Wissensaneignung potzblitz überwand und unterstützt von dem Erfahrungswissen des Mietshäuser Syndikats schnell handeln konnte. Hinzu kam die wissende Gelassenheit einer älteren Eigentümerin, die nicht mehr jeden Heller aus ihrem Eigentum herausschlagen musste (und trotzdem kostete das Haus noch 4 Millionen Euro).
Der prozentuale Mieter*innenanteil in Berlin ist höher als in jeder anderen Metropole und nirgendwo sonst gibt es so viele selbstorganisierte Hausgemeinschaften. Allein 18 Häuser in 10 Stadtteilen sind mit der Beteiligung des Mietshäuser Syndikats in den letzten 20 Jahren vom Markt genommen worden. Jetzt ist noch eins dazugekommen in Schöneberg. Vorwärts die Kuminist*innen! Im Kampf für bezahlbaren innerstädtischen Wohnraum und die Ausweitung der gemeinwirtschaftlich verwalteten Wohnungsbestände!
Was demnächst passiert: Die Bewohnerschaft der Kumi*13 (je nach Verfassung Kumis, Kumistas oder Kuminist*innen genannt) werden letztlich 40 Personen sein: zukünftige Mieter*innen und schon im Haus Ansässige (Fachjargon: Bestandsmieter*innen), hinzu kommen mehrere Zwischennutzer*innen bis die Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen sind. Die Umbauarbeiten, die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade, die Trockenlegung des Dachstuhls haben schon begonnen. Das Haus wird in autonome Wohneinheiten strukturiert, Einraumwohnungen, WG´s, Familiendomizile und Gemeinschaftswohnungen, es gibt Gewerberäume und eine große Gemeinschaftsküche als Herzstück für das ganze Haus. Ab Oktober diesen Jahres ziehen die ersten neuen Mieter*innen ein.
Direktkredite: Wie finanziert sich das Hausprojekt? Das notwendige Eigenkapital wird durch zahlreiche Vergaben von „Direktkrediten“ an unsere HausGmbH aufgebracht. Wir erfahren seit Monaten eine großartige, solidarische Unterstützung. Herzlichen Dank dafür! Dennoch suchen wir aktuell noch an die 400.000 Euro Direktkredite. Falls ihr unser Hausprojekt solidarisch unterstützen wollt, ist schon eine Geldanlage ab 1.000 Euro willkommen. Die Zinssätze für diese Darlehen können von den Unterstützer*innen zwischen 0 bis 1,5 Prozent selbst bestimmt werden. Ausführlichere Informationen bekommt Ihr über unsere Webseite unter DIREKTKREDITEoder die persönliche Kontaktaufnahme mit uns: dk@kumi13.org
Wohin? Wir nähern uns der Formulierung eines Konzepts vorerst zögerlich mit der Erstellung eines benutzerfreundlichen Glossars, wo spezifisch im Kuminismus-Kontext auftauchende Ereignisse und Begriffe, fachsprachlich definiert und verlistet werden. Die Glossographen wechseln, der Wortschatz wächst, wir halten Euch auf dem Laufenden. Das Kuministische GLOSSAR hier.
Presse: Am 7. Dezember 2019 haben wir in der Kumi*13 den „1. Tag der offenen Tür“ mit über 200 Besucher*innen gefeiert. Der realdadaistische Pastor Leumund weihte das dem Markt entzogene Haus. Begeisterte Resonanz von Nachbarschaft und Presse auf unseren Projektstart. Fotos findet Ihr auf unserem BLOG, die zahlreichen Medienberichte hier im PRESSEECHO